Das Hotel, an das Mikau zuvor gedacht hat, war sehr gut erhalten. Doch es war auch sehr voll, da viele Leuten ihr Heim verloren hatten. Dennoch gab es noch einige Freie Zimmer - Mikau nahm ein Einzelzimmer, damit die Doppelzimmer für größere Familien reserviert werden können.
Er zieht Ai mit auf das Zimmer und legt ihre Sachen auf den Tisch.
"Leg dich ins Bett, das wird dir gut tun, es ist immerhin schon spät, und das ganze Graben hat dich sicher müde gemacht."
Langsam lässt er sich in das Sofa sinken und streckt sich.
"Anstrengend..."
Zuletzt von Mikau Kuno am Do Aug 18, 2011 3:58 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
"Ich hab' zwei Tage geschlafen, das reicht erstmal!" Ai legt ebenfalls die Sachen ab, behält jedoch die Einzelteile ihrer Ente in den Händen. Als wäre es eine Figur die mach zusammen stecken könnte, drückt sie den Flügel gegen den Körper und den Kopf auf den Torso. Geknickt gibt sie auf, es war hoffnungslos und sie schmeißt die Ente auf den Tisch. Die Ente kaputt, das Fotoalbum weg, nun war nichts mehr übrig, bis auf ihr Tagebuch. An einer Seite hängt die Bandage schon bis zu ihren Knien. Ihr Rücken schmerzt auch gerade fürchterlich, es war wohl doch eine blöde Idee einfach abzuhauen aber die haben eh genug zu tun.
Die Bandagen sind nun so locker, dass sie einfach von ihrer Brust hinab rutschen während sie direkt vor ihm steht. Als Ai das bemerkt kreischt sie kurz auf und hält sich die Arme davor, die ihre Blöße verdeckensollen. Reflexartig kneift die junge Kunoichi auch ihre Augen zusammen. Ihr Kopf gleicht jetzt einer Tomate. Auch ihr Rücken ist sichtbar, man sieht viele rot entzündete, runde Flecken, die aussehen wie Einschusslöcher.
Mikau hat das Herabrutschen der Bandagen anfangs gar nicht gemerkt und automatisch nach unten geschaut. Beim kurzen Anblick von Ais nacktem Oberkörper wird er knallrot.
"Okay, ich denke wir sind alt genug, um damit wie Erwachsende umzugehen", meint er gespielt diskret, während er seine Augen geschlossen hält.
Er zieht sein Oberteil aus und hält es Ai hin.
"Hier bitte, zieh es an. Erinnert mich an Damals, nur dass die jetzigen Besitzer vertauscht sind." Weiterhin hält Mikau seine Augen geschlossen und wartet bis Ai ihm das Shirt abnimmt.
Ai öffnet die Augen, nimmt das Shirt, haut es ihm einmal gegen den Kopf, genauer gesagt, soll eine Ohrfeige darstellen, und zieht es sich über. "Du kannst wieder schauen..." Den Blick wendet sie von ihm ab, in die Augen kann sie dem Jungen jetzt bestimmt nicht schauen, ihr Gesicht glüht vor Röte. Das Haar streicht sie sich dabei verlegen hinters Ohr. Eine wirklich peinliche Situation.
Mikau öffnet vorsichtig die Augen. Jetzt steht er halb nackt da - aber das ist okay. Immerhin besser als bei Ai.
Auf seinem Oberkörper kann man sogar noch den Abdruck von Ais Schlag erkennen - ein Blauer Fleck mit der fast perfekten Form einer flachen Hand.
Also ein hübscher Anblick war es ja eigentlich schon... Bei diesem Gedanken wird er nochmal ein wenig röter.
Mikau schaut auf Ai, die sehr verlegen aussieht. "Keine Sorge, ich sag's niemandem", meint er leicht scherzend und zwinkernd.
Er geht zum Fenster und schaut ein wenig heraus. Draußen ist die Sonne schon fast verschwunden. Dann schaut er zurück zum Tisch, auf dem die Einzelteile von Ais Stoffente liegen.
"Hmm..."
Ja, ich werde es tun. Aber erst wenn sie schläft. Damit sie morgen überraschenderweise mit ihrem Entchen wieder aufwachen kann. Ich hoffe sie freut sich.
Am Rücken zieht sie das Oberteil hoch und versuch den restlichen Verband irgendwie abzuwickeln. "Hng hng. Geh ab du doofer Verband" Immer wieder zieht sie daran. Der Knoten ist endlich gefunden und gelöst, die kühle Luft tut ihr irgendwie am Rücken gut. Wie ein Hund der versucht seinen eigenen Schwanz zu fassen dreht sie sich im Kreis um ihren Rücken begutachten zu können.
Mikau schaut zu Ai, die sich die ganze Zeit im Kreis dreht. Dabei fällt sein Blick auf ihren Rücken, der wirklich schlimm aussieht - wieder plagen ihn Schuldgefühle. Er senkt seinen Blick. Doch dann geht er fest entschlossen zu Ai und hält sie an den Schultern fest, während sie mit dem Rücken zu ihm steht.
"Warte...", sagt er beim Begutachten ihres Rückens. "Hmm..."
Aus seiner Tasche holt er 2 Spiegel von denen er ihr einen in die Hand gibt. Den anderen richtet er auf ihren Rücken.
"So müsste es besser gehen...", sagt er traurig, geplagt von Schuldgefühlen.
Ai blickt in die Spiegel und erkennt das Desaster auf ihrem Rücken. "Oh...", sagt sie kleinlaut. Es sieht wirklich aunansehlich aus. Mit den Armen schlingt sie um ihren Körper um solch eine Stelle zu berühren. Es tut ihr richtig unangenehm weh, ein brennender Schmerz. Das grüne Shirt zieht sie wieder runter und schlendert anschließend zum Bett, wo sie sich deprimiert hinsetzt.
"Tut mir Leid, was ich dir angetan habe...", sagt Mikau mit dem Blick auf den Boden gerichtet. "Aber ihr in Konoha habt so gut ausgebildete Medizinninja, die bekommen das Narbenfrei wieder weg..."
Diese Worte konnten selbst ihn nicht aufheitern. Er geht zu Ai und setzt sich neben sie auf das Bett. Dann legt er seinen Kopf auf ihre Schulter.
"Morgen gehen wir ins Krankenhaus, dann lassen wir dich kurz heilen, und wenn ich sonstwen bezahlen muss, dass er das übernimmt..."
Sie steht auf und geht zum Fenster, dort schaut sie mit einem leeren Blick hinaus. Dass die Wunden weggehen werden weiß sie selbst. "Du hast ja auch einen handabdruck von mir." Auch wenn der wesentlich harmloser aussah als ihre Verletzungen. Dann überlegt sie kurz und irgendwie schießt ihr die Frage aus dem Mund. "Versuchst du eigentlich alle deine Probleme mit Geld zu lösen?" Dabei klingt sie weder fürsorglich, noch freundlich.
"Nein, versuche ich nicht", sagt Mikau in einem bestimmten Tonfall. "Das Problem ist nur, dass nichts umsonst ist. Außerdem freue ich mich, wenn ich das Zeug loswerde, das bringt nur Probleme."
Mikau geht auf diese Frage nicht weiter ein. Ihm war Geld eigentlich egal, deshalb gibt er so viel davon aus. Auf viele scheint das aber protzig und angeberisch zu wirken.
Die letzten Sonnenstrahlen verschwinden und werden vom Schein des Mondes abgelöst.
"Hmm... es ist spät. Wir sollten demnächst schlafen gehen. Wie gesagt: Das Bett ist für dich. Yuu scheint ja nicht mehr zu kommen, also nehme ich mir das Sofa, wenn das für dich okay ist."
Sie zuckt schweigsam mit den Schultern und bleibt einfach am Fenster stehen. Keiner hat das Recht für sie zu entscheiden wann sie schlafen geht oder nicht. Ai findet sein Verhalten unmöglich, es wirkt richtig protzig und angeberisch. Wenn irgendetwas ist, kommt er immer gleich mit seinem Geld, das nervt richtig... Er erkauft sich Freundschaften, lädt die Leute dauernd ein, weiß er, dass das eigentlich eher das Gegenteil bewrikt? Während sie so darüber anchdenkt, kaut sie auf ihrer Unterlippe herum und starrt den Mond an.
Derweil legt sich Ai auf ihr Bett, da es auf dem Rücken zu sehr weh tut, rollt sie sich auf den Bauch. Wenn er nur nicht so mekrwürdig wäre... Die Beine zieht sie an und baumeln in der Luft während sie den Kopf auf ihre verschränkten Arme legt. Dann bemerkt sie einen fremden Geruch und schnuppert etwas, der geht aber nur von Mikaus Shirt aus. Den Kopf lehnt sie immer auf die eine, dann auf die andere Seite, sobald ihr Nacken schmerzt. Wo er wohl hin muss, vielleicht habe ich ihn ja vertrieben. Irgendwann fallen ihr die Augen etwas zu, werden immer schwerer, bis sie diese ganz schließt. Schlafen kann sie nicht wirklich, aber die Augen offen halten wirkt gerade wie eine schwierige Anstrengung, die kaum zu überwinden ist.
Mikau betritt leise den Raum und sieht Ai auf dem Bett liegen. Leise schleicht er sich an den Tisch, legt das Fotoalbum ab, nimmt sich die anderen Teile der Ente und legt sie auf das Sofa. Aus seiner Tasche holt er Nähzeug und er beginnt leise zu nähen.
Einmal sticht er sich dabei, weil es so dunkel ist. Man hört ihn nur kurz leise fiepsen, dann ignoriert er den Schmerz.
Er hat wirklich Ewigkeiten gebraucht, die Stoffente so hinzubekommen, dass sie aussieht wie vorher - er hat nur noch ein schwaches Bild von ihr.
Als er nach der gefühlten halben Nacht endlich fertig ist, steht er leise auf und legt die Ente sanft auf Ais Arm. Er hofft, dass sie schon schläft und ihn nicht bemerkt, damit sie sich am nächsten Morgen über die Ente freuen kann.
Ai schreckt zurück, als das flauschige Fell ihren Arm kitzelt. Reflexartig schüttelt sie ihren Arm, es fühlt sich an als würden tausende, kleine Insekten über sie hinweg krabbeln. Kurz wär sie davor gewesen ihren Gegenüber auszuschalten, als sie die Shilouette einer Person vernahm, hat dann aber die rosa Haare gesehen und bricht den Angriff ab. Sich die Augen reibend nuschelt sie vor sich hin:"Was soll das?"
"Oh, du bist noch wach? Dann wird das wohl eine vorgezogene Überraschung... also... Überraschung!"
Er nimmt das Stofftier und hält es ihr vor das Gesicht.
"Ich weiß wie wichtig dir dein Stoffentchen ist und ich habe heute gesehen, wie traurig du die Überreste in den Armen gehalten hast... Da habe ich mich entschlossen zurückzugehen, den Rest zu suchen und sie wieder zusammen zu nähen... Das mit dem Gegenstand verloren haben war nur eine kleine Ausrede, um unbemerkt die Teile sammeln zu gehen... Also, hier!"
Er drückt ihr das Entchen gegen die Brust und lässt los.
Ai nimmt die Ente entgegen, aber es war nicht mehr ihre Ente die sie von früher kannte. Um nicht unhöflich zu wirken, brachte sie nur ein "danke" heraus. Nichts würde mehr irgendwie so sein, wie sie es in Erinnerung hatte. Dennoch kuschelt sie sich aus Gewohnheit an das flauschige Tierchen. Für sie wirkt es immer noch unangenehm, jetzt ist es kein Geld, sondern die Ente, sein Verhalten wirkt nahezu gruselig für sie.
Mikau hat sich auf das Sofa gelegt und ist immernoch völlig ungewaschen, aber das ist ihm egal.
"Gute Nacht, Ai", sagt er ruhig, müde und verschlafen.
Es dauert nicht lange, da schläft er auch schon. Das Geröll zur Seite zu räumen hat ihn wirklich angestrengt.
Wie üblich hat er auch diese Nacht wieder einen Traum über seine Eltern, wie sie ihn anschreien und wie er für sie gestorben ist. Ein Bisschen redet er im Schlaf. Wie fast immer der gleiche Satz.
"Einsamkeit ist ein grausames Gefühl...", nuschelt er im Schlaf, als ihm eine Träne aus einem Auge läuft.
Ai schläft endlich ein. In ihrem Traum versuchen sich ihre Erlebnisse und Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten. Doch in diesem Traum tötet sie Mikau und schafft es rechzeitig zu ihrem Haus, dort kann sie alle retten, weil sie weiß was passieren wird. Den Traum durchlebt sie immer und immer wieder, jedes mal will sie es besser machen, weil sie weiß was passieren wird, weil sie es schon erlebt hat, doch die will nicht die selben Fehler machen wie vorher. Die Schmerzen tragen wohl die Schuld an ihrem Albtraum.
Mikau wacht langsam auf - an seinen Traum die Nacht kann er sich nicht mehr erinnern. Er kann sich eigentlich nicht einmal mehr daran erinnern, überhaupt etwas geträumt zu haben.
Nachdem seine Augen komplett offen sind, weiß er zunächst gar nicht, wo er sich befindet. Dann fällt ihm ein, dass er ja mit Ai in ein Hotel gegangen ist - wo er auf dem Sofa genächtigt hatte!
"Achjaaa..." - er streckt sich ausgiebig und sämtliche Gelenke knacken. Die Nacht war sehr ungemütlich, das Sofa fühlt sich an, als ob er auf einem Brett geschlafen hat, welches nur aus Kanten besteht. Und zwar wirklich nur Kanten, ohne Fläche, auch wenn dies überhaupt nicht möglich ist.
Ai konnte die ganze Nacht nicht schlafen und steht am Fenster. Sie hat gesehen wie die Sonne aufgeht, wie der Himmel in vielen warem Farben schimmerte -rot, orange, gelb und auch ein rosa Farbton zierte die Wolken. Das Fenster ist weit geöffnet und eine frische Morgenbrise umspielt ihr Haar. Gedankenverloren blickt Ai in die weite Ferne. Vergangenheit zerstört, die Gegenwart vernichtet, was bleibt jetzt noch für die Zukunft? Außer Kummer und Schmerz.
Thema: Hotel 
